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Ökoagentur für Hessen

Wir sind die Agentur für den naturschutzrechtlichen Ausgleich in Hessen!

Die Webseite zum Artikel der Ökoagentur für Hessen im "Jahrbuch Naturschutz in Hessen" 2024


Geboren und aufgewachsen in Hessen

eine Idee als Exportartikel

Sie kennen die Ökoagentur noch nicht? Dann wird es aber Zeit! Wir machen mit Ihnen einen kurzen Ausflug durch fast 20 Jahre Ökoagentur für Hessen, erklären unsere Arbeit und zeigen gute Projektbeispiele im ganzen Land.

Die Ökoagentur ist eine Fachabteilung der Hessischen Landgesellschaft mbH und besteht mittlerweile seit (fast) 20 Jahren.

Wer in Natur und Landschaft eingreift, muss diesen Eingriff wieder ausgleichen. 
Das ist ein Grundprinzip des deutschen Naturschutzrechts. 

Im Jahr 2005 gab sich Hessen als eines der ersten Bundesländer eine moderne Kompensationsverordnung und mit ihr war die Idee einer Agentur geboren, die das Thema naturschutzrechtlicher Ausgleich professionalisieren und vor allem nachhaltiger gestalten sollte. Als Ergebnis einer Ausschreibung des Landes Hessen wurde die HLG als "Agentur zur Bereitstellung und Vermittlung von Ersatzmaßnahmen", wie sie in der Gesetzgebung noch heute bezeichnet wird, anerkannt. Die HLG wurde aus den Bewerbern ausgewählt aufgrund ihrer über einhundertjährigen Geschichte im ländlichen Raum und den erworbenen Kompetenzen im Umgang mit Flächen in ganz Hessen, deren Verwaltung und der traditionell guten Kontakte zu allen Landnutzern.


In den Anfangsjahren der Ökoagentur lag der Aufgabenschwerpunkt ausschließlich im Bereich der Eingriffsregelung und drehte sich um die landläufig in "Ökopunkten" bemessenen Ausgleichsmaßnahmen. Schnell entstanden drei große Projekte der Ökoagentur über Hessen verteilt. Mit Blick auf die Beschleunigung und Vereinfachung großer Genehmigungsverfahren aus der Taufe gehoben, dauerte es doch noch eine Weile, bis erste Großverfahren aus den Projekten kompensiert wurden.


Bis dahin wurden aus den großen Naturschutzprojekten zahlreiche Ausgleichsmaßnahmen den Eingriffen aus vielen "kleinen" Genehmigungen zugeordnet. Diese Bündelung zersplitterter Ausgleichsbedürfnisse wurde erst in der Arbeit der Ökoagentur umgesetzt. Heute ist die Idee konsolidierter Ausgleichsmaßnahmen regelmäßig Grundlage zusammenhängender großer Projekte, die sich oft besser entwickeln als kleine Flächen mit störenden Randeffekten.

unsere Projekte in Hessen

In den Anfangsjahren der Ökoagentur lag der Aufgabenschwerpunkt ausschließlich im Bereich der Eingriffsregelung und drehte sich um die landläufig in "Ökopunkten" bemessenen Ausgleichsmaßnahmen. Schnell entstanden drei große Projekte der Ökoagentur über Hessen verteilt. Mit Blick auf die Beschleunigung und Vereinfachung großer Genehmigungsverfahren aus der Taufe gehoben, dauerte es doch noch eine Weile, bis erste Großverfahren aus den Projekten kompensiert wurden.

Bis dahin wurden aus den großen Naturschutzprojekten zahlreiche "kleine" Eingriffsgenehmigungen ausgeglichen.

Diese Bündelung zersplitterter Ausgleichsbedürfnisse ist heute als Idee regelmäßig Grundlage großer, zusammenhängender Projekte, die sich oft besser entwickeln als kleine Flächen mit störenden Randeffekten.

Über die zwei Jahrzehnte wuchs die Ökoagentur von zu Beginn 1,5 Stellen auf heute 22 Beschäftigte. Aus etwa 50 Projekten wurden über 750 Ausgleichsmaßnahmen zugeordnet. Darunter sind Verträge jedes Umfangs von 1100 bis 11 Millionen Biotopwertpunkte. Die Projekte betreffen die verschiedensten Lebensräume und sind in ganz Hessen verteilt.


Die Idee, Agenturen, die personell, fachlich und wirtschaftlich so ausgestattet sind, gute und besonders über lange Zeiträume betreute Kompensationsmaßnahmen umzusetzen und bevorraten zu können, hat sich inzwischen in ganz Deutschland durchgesetzt. War die Ökoagentur für Hessen 2006 bundesweit noch die erste vom Gesetzgeber ernannte Agentur, so gibt es heute über 40 "Flächenagenturen", organisiert im "Bundesverband der Flächenagenturen in Deutschland e.V." (BFAD). Sie verwalten mittlerweile mehrere tausend Hektar Naturschutzflächen, Moore und Kompensationsflächen in allen Bundesländern und erbringen zusätzlich viele Naturschutzdienstleistungen für die öffentliche Hand.

Alle Agenturen bekennen sich zu den hohen "Qualitätsstandards" des BFAD.



Bündelung von Eingriffen


Dem Land und der guten Sache auf Dauer verpflichtet

 wer soll das bezahlen?

Mit der Konzessionierung als Agentur waren von Anfang an zahlreiche Auflagen verbunden. Zum Beispiel steht der Agentur ein Fachbeirat aus Vertretern aller Naturschutzverbände, dem Hessischen Bauernverband, den Waldbesitzern und dem Hessischen Städtetag, sowie dem Städte- und Gemeindebund und der IHK zur Seite.

Jährlich berichtet die Ökoagentur dem Ministerium inhaltlich und wirtschaftlich zu den erfüllten Aufgaben, die das Land als Gesetzgeber definiert.

Hauptaufgaben und Dienstleistungen der Ökoagentur sind:

  • Der Aufbau eines Flächen- und Maßnahmenpools - Ersatzmaßnahmen sollen vorlaufend geplant und umgesetzt werden und/oder hierfür geeignete Flächen bevorratet werden. Die Bevorratung nimmt Zeitdruck aus Planung und Umsetzung der Projekte. Zur geeigneten Zeit können an geeigneten Orten angepasste Naturschutzmaßnahmen umgesetzt werden.

  • Freistellungserklärung - Wenn ein Genehmigungsverfahren mal sehr drängt, kann die Ökoagentur die Freistellung erklären. Dabei garantiert die Agentur die Übernahme aller Ausgleichsverpflichtungen des Vorhabenträgers und kann dann eine passende Kompensationsmaßnahme finden und zuordnen.

  • Die Vermittlung vorlaufender Kompensationsmaßnahmen, die von Dritten in ein Ökokonto eingebucht werden. Diese werden in einer Datenbank geführt und durch die Ökoagentur gegen Entgelt vermittelt.

  • Die Sicherstellung der dauerhaften Funktionssicherung der Ersatzmaßnahmen, das bedeutet Pflege und Erhalt der Projekte auf Dauer zu organisieren und dokumentieren. Hierzu muss über Jahrzehnte die fachliche und wirtschaftliche Grundlage geschaffen werden.


Alle Maßnahmen der Ökoagentur werden über die gesamte Laufzeit von mindestens 30 Jahren inflationsbereinigt kalkuliert. Und wir legen Wert darauf, auch am letzten Tag noch alles tun zu können, was notwendig wird. Wir berechnen dazu alle zu erwartenden Kosten von Flächenankäufen über erste Herstellungskosten bis zur langjährigen Regelpflege eines Projektes. Über die gesamte Zeit stehen umfangreiche Rückstellungen zur Verfügung, um Pflege, Verwaltung und Monitoring zu sichern.

Die nötigen Mittel kommen meist aus der Einrichtung von Ökokonten, aus denen Teilmaßnahmen als Ausgleich genehmigten Eingriffen zugeordnet werden, durch Behörden bewertet. Für diesen Wert bezahlt der Vorhabenträger.

In Geschäftsbesorgungsverträgen arbeiten wir zum Beispiel für Kommunen und unterstützen diese bei Aufbau oder Verwaltung eigener Ökokonten.

Im Vertragsnaturschutz zum Beispiel für ein Regierungspräsidium setzen wir Maßnahmen zugunsten bedrohter Arten um. Diese Verträge mit dem behördlichen Naturschutz werden durch die öffentliche Hand finanziert. Ebenso verhält es sich mit den weitreichenden Aufgaben im Bereich Gewässermanagement.


Hundert Wilde Bäche für Hessen

Gewässermanagement halb so wild

Neben unserem Aufgabenbereich "Naturschutzrechtliche Kompensation" steht die Ökoagentur und der ganze Fachbereich Landwirtschaft und Naturschutz auch für die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.

Seit dem Jahr 2020 arbeiten wir mit einem großen Team am Projekt "100 Wilde Bäche für Hessen" und seit 2025 am “Gewässermanager für Hessen”. Das bedeutet Unterstützung und personelle Entlastung der unterhaltspflichtigen Kommunen und Wasserverbände, denen das Land Hessen die HLG als Dienstleister zur Seite stellt, die sich um das Flächenmanagement, die Projektsteuerung und -planung sowie die organisatorische Abwicklung der Maßnahmen vom Förderantrag bis zur Bauabnahme kümmert.

Aus der Agentur für Ersatzmaßnahmen ist also über die Jahre ein moderner ganzheitlicher Naturschutzdienstleister geworden und heute arbeitet die Ökoagentur für Hessen in allen Bereichen des Naturschutzes.

So stehen neben der klassischen Eingriffsregelung heute weitere Rechtsbereiche: der forstrechtliche Ausgleich nach Waldgesetz, der Artenschutzrechtliche Ausgleich, der weite Bereich des Vertragsnaturschutzes und die Wasserrahmen-Richtlinie mit verschiedenen damit befassten Arbeitsgruppen.


Mit seinen Aufgaben muss man wachsen

auch in Zukunft

Und in allen Bereichen wächst der Kompensationsbedarf. Ein Blick auf die nächsten 10 Jahre zeigt Großvorhaben wie die Bundes-Netz-Entwicklungsplanungen (NEP) Gas und Strom, die Bundes-Verkehrswegeplanungen für die Deutsche Bahn und die Fernstraßen. Dazu kommt die Kommunalentwicklung. Wir rechnen nur für Hessen bis Mitte der 2030er Jahre mit 1000-2000 Hektar Kompensationsbedarf nur für große Bauvorhaben. Dazu zählen besonders die Leitungen und Nebenbauwerke aus den NEP Strom und Gas sowie der Neubau von Bahn- und Straßeninfrastruktur. Diese Anforderungen lassen sich mit "Klein-Klein" nicht bewältigen. Pflege, Funktionssicherung und Monitoring der benötigten Maßnahmen über Zeiträume von 25 oder 30 Jahren bedürfen einer landesweiten Präsenz und Organisationsstruktur.

Besonders die Verfügbarkeit von Fläche stellt eine gewaltige Hürde dar. Ohne Allianzen großer Grundbesitzer, dem Land Hessen, kommunaler Strukturen, Naturschutzverbänden und dem land- und forstwirtschaftlichen Berufsstand wird es kaum gelingen, die notwendigen Maßnahmenkomplexe zu realisieren. Außerdem brauchen wir Genehmigungsbehörden, die Spielräume der Naturschutzgesetzgebung konstruktiv nutzen, um gute Projekte in angepasstem Umfang zu ermöglichen.


Wir sind Projektentwickler !

Bei der Konzeptionierung und Planung unserer Projekte stützen wir uns gerne auf "Regionales" und "Lokales", also vorhandene Konzepte, Projektvorschläge von Naturschützern oder auf die Entwicklungsmaßnahmen aus den FFH-Managementplänen. Auch gemeinsam mit engagierten Naturschutzbehörden realisierten wir schon das eine oder andere derer Herzensprojekt, das schon Jahre lang in der Schublade sein Dasein fristen musste und nur etwas Anschub brauchte.

Die Rückkehr der Moore

Wiederherstellung eines Wasserscheidenmoores in Neustadt (Hessen)

Ein solches Projekt ist die Renaturierung eines Wasserscheidenmoores in Neustadt (Hessen). 

Am Rande des Herrenwaldes, westlich von Neustadt, hatten sich Reste eines ehemals ausgedehnten Niedermoores erhalten. Nachdem die Fläche in den 60er Jahren drainiert und nicht standortgerecht mit Fichten-Monokultur aufgeforstet wurde, gingen die meisten standorttypischen Strukturen und Arten verloren. Relikte von Moorbirkenbruch- und Erlensumpfwäldern sowie Schilfröhrichte gaben noch Hinweise auf das Areal des ehemaligen Moores. Und spätestens mit dem Nachweis bei Sondierungen gefundener Torfvorkommen war klar - wir kaufen die Flächen und entwickeln das Moor. Vielen Dank an Neckermann & Achterholt und die UNB des Landkreises Marburg Biedenkopf, ohne die dieses Vorhaben nie gelungen wäre.

Mit großem Aufwand wurde ein Großteil der oft bereits stark geschädigten Fichten entnommen. Umfangreiche wasserbauliche Maßnahmen dienten in erster Linie der Wiederherstellung eines gebietstypischen Wasserhaushalts. Die Drainagegräben wurden verschlossen oder aufgestaut und der zentrale Hauptgraben ins Gebiet umgeleitet. Dazu konnten zahlreiche kleine und große Moorgewässer angelegt werden. Der das Gebiet zerschneidende Weg konnte ebenfalls gekauft und entwidmet werden. Heute ist die Projektfläche völlig beruhigt und frei von Spaziergängern, Hunden oder Fahrzeugen. Regelmäßig finden sich Schwarzstörche aber auch die Wildkatze an den Gewässern ein, um zu trinken und jagen.


Maßnahmenumsetzung

Mit großem Aufwand wurde ein Großteil der oft bereits stark geschädigten Fichten entnommen. Umfangreiche wasserbauliche Maßnahmen dienten in erster Linie der Wiederherstellung eines gebietstypischen Wasserhaushalts. Die Drainagegräben wurden verschlossen oder aufgestaut und der zentrale Hauptgraben ins Gebiet umgeleitet. Dazu konnten zahlreiche kleine und große Moorgewässer angelegt werden. Der das Gebiet zerschneidende Weg konnte ebenfalls gekauft und entwidmet werden. Heute ist die Projektfläche völlig beruhigt und frei von Spaziergängern, Hunden oder Fahrzeugen. Regelmäßig finden sich Schwarzstörche aber auch die Wildkatze an den Gewässern ein, um zu trinken und jagen. Das Managementkonzept sieht nur ab und zu die Entnahme von Bäumen rund um die beiden großen Moorgewässer vor, sonst kann sich das Moor ungestört entwickeln.

Auf Sand gebaut

Neue Dünen braucht das Land

Ein eher ungewöhnliches Projekt, die „Apfelbachdüne“, entstand in Kooperation mit der Stadt Weiterstadt rund um das Naturdenkmal "Sanddüne am Apfelbach". Dieses war bis dahin ein höchstens 1.000 m² großer Dünenrest einer in historischen Karten verzeichneten umfangreichen Flugsanddüne. Diese Flugsanddüne fiel wahrscheinlich in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts der Urbarmachung zum Opfer, gleichzeitig wurde der den Dünenzug begleitende Apfelbach begradigt und in ein neues Gewässerbett verlegt.

Die Stadt Weiterstadt erkannte dieses Potential und begann zusammen mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg, der TU Darmstadt und später der Ökoagentur, ein gewagtes Projekt zur Wiederherstellung der verlorenen Sandlebensräume.

Hierzu wurden mehr als 100.000 m³ (Gesamtprojekt) kalkreicher Tiefensande (siehe Infobox), die im Rahmen von Großbaustellen rund um Darmstadt an die Oberfläche befördert wurden, angeliefert und modelliert. Was zunächst wie eine Autobahngroßbaustelle aussah, sollte sich in den Folgejahren als ein naturschutzfachliches Highlight herausstellen. 

Wertvolle Arten der Sand- und Magerrasen wurden durch Mahd- und Rechgutübertragung aus verschiedenen Schutzgebieten des Darmstädter Flugsandgürtels eingebracht und die Entwicklung wissenschaftlich im Rahmen von Master- oder Doktorarbeiten begleitet.

Infobox Flugsanddünen in der Rheinebene

Während der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren führte der Rhein weit größere Wassermengen als heutzutage. Das mitgeführte, kalkhaltige Geschiebe aus den Alpen lagerte sich großflächig in der Rheinebene ab. Nachdem die Kaltzeit dem Ende zuging zog sich der Rhein ein Stück zurück und die frei liegenden Schotter, Kies und Sandgeschiebeflächen lagen frei. Starke Winde "verbliesen" das Material vorwiegend rechtsrheinisch und lagerten es, den Körnungsfraktionen folgend, wieder ab. Die Lössfraktion findet man heute z. B. in den Weinterrassen der Bergstrasse wieder, die Sande formten teilweise hohe Wanderdünen, die erst mit der Wiederbewaldung nach der Eiszeit zur Ruhe kamen. Diese Sande finden wir heute unberührt in geringen Tiefen wieder, besonders dann, wenn sie in Baugruben als Aushub auftauchen. Als Indiz für den Kalkgehalt und Zeuge der Vergangenheit findet man heute noch in tieferen Bodenschichten sogenannte "Osteokollen" (Bild). Sie entstanden dadurch, dass gelöster Kalk an Wurzeln von Pflanzen schichtweise wieder ausfiel. So entstanden zum Teil skurile Formen die an der Luft und unter Regeneinfluss aber schnell aufgelöst werden und verschwinden.

"Osteokolle" Kalkabsonderung eiszeitlicher Bäume, zentral erkennt man noch die Wurzel

Landschaftspflege

Ein besonders wichtiger Aspekt ist die notwendige Landschaftspflege, die für die dauerhafte Offenhaltung der Fläche sorgen muss. Traditionell wurden diese mageren, trockenen Sandbereiche mit Schafen oder Ziegen beweidet. Diese alte Nutzungsform zu etablieren war eine der Herausforderungen des Projektes. Heute findet eine Dauerbeweidung mit Eseln und zusätzlich, punktuell und zeitlich begrenzt, die Beweidung mit Schafen und Ziegen statt.

Heute, mehr als 10 Jahre nach der Fertigstellung, findet man hier rund 12 Hektar Dünenlandschaft mit zahlreichen geschützten Arten wie dem Sand-Zwerggras (Mibora minima) oder Lebensraumtypen „Trockene, kalkreiche Sandrasen“ (LRT 6120) sowie „Subpannonische Steppen-Trockenrasen“ (LRT 6240).

Damit gehört die neue Düne am Apfelbach zu den größten zusammenhängenden Flugsanddünen Hessens und kann mit dem historischen Vorbild als "Gold-Standard" der Restitutionsökologie betrachtet werden.

"Magere Flachlandmähwiese" - dringend gesucht!

Im Mähwiesenprojekt Maulbeeraue ist die Wiederherstellung des Lebensraumtyps (LRT) 6510 "Magere Flachlandmähwiese" unser Ziel.

Die Maulbeeraue, eine Rheininsel im Landkreis Bergstraße, liegt vollständig im gleichnamigen FFH-Gebiet und hat eine Fläche von rd. 320 Hektar. Einen großen Anteil an der Fläche hat unterschiedlich intensiv genutztes Grünland, zum Teil bestockt mit Streuobstbeständen. Dazu kommen Säume, Hecken und Galeriewald entlang des Nordheimer Altrheins. Kleinteilig finden sich hier Restbestände der Wiesen-Lebensraumtypen (LRTen) 6510 „Magere Flachland-Mähwiesen“ und 6440 „Brenndolden-Auenwiesen“.

Große Bereiche jedoch sind intensiv genutzt, werden als Silagewiesen früh gemäht und großflächig gedüngt. Das führte mit der Zeit zu teilweise stark an Artenvielfalt verarmten, durch Obergras geprägten Wirtschaftswiesen mit einem sehr geringen Kräuteranteil. So ergab sich die Projektidee zur Wiederherstellung verlorener Lebensraumtypen, besonders den LRT 6510 (für dessen Zustand Deutschland von der EU bereits die gelb/rote Karte gezeigt bekam), mit verschiedenen, methodischen Ansätzen.

So entstanden, zusammen mit dem Land Hessen (Domänenverwaltung) und dem Regierungspräsidium Darmstadt, zwei Projekte mit etwa 12 Hektar Umfang, die in den Jahren 2022 und 2024 umgesetzt wurden, finanziert allein mit Kompensationsmitteln.

Die gewählte Methode ist das zweimalige Fräsen der Flächen, um offenen Boden zu erzeugen, der als Saatbett für Heudrusch und Regio-Wildsaatgut dient. Der Heudrusch stammt von Leitbildflächen im Oberrheingebiet und wurde aufbereitet, um das Material mit der Sämaschine ausbringen zu können. Das Wildsaatgut wurde untergemischt. 

Mit zwei ortsansässigen Landwirten konnten wir engagierte Mitstreiter gewinnen, die nach Vorgaben (am Entwicklungsziel orientiert) die Mähwiesen zur Heuwerbung nutzen.

schon ein Jahr nach der Einsaat zeigt sich der Kantenlauch

Rettet den Wald - schont die Landwirtschaft?

Umbau eines Kiefernforstes zum klimastabilem Mischwald

Im Projekt „Pfungstädter Wald“ sollen mit neuen Methoden klimastabile Zukunftswälder begründet werden.

Der Kommunalwald der Stadt Pfungstadt in Südhessen umfasst insgesamt mehr als 1000 ha. Er ist großen Belastungen ausgesetzt. Die Zerschneidung durch zahlreiche Wege und Trassen jeder Größe bei gleichzeitig hohem Freizeitdruck belastet Flora und Fauna. Dazu sind in den letzten Jahren weiter schädigende Einflüsse wie steigende Temperaturen und ausbleibende Niederschläge (nicht nur im Sommer) gekommen, die die Bestände schwächen und Schädlinge stärker aufkommen lassen. Von Nadelholzmonokulturen geprägte Waldbestände lösen sich hier zunehmend auf.

Zusammen mit der Stadt Pfungstadt wurde das Waldumbauprojekt „Pfungstädter Wald" entwickelt und in die Kooperation mit der Deutschen Bahn integriert. In deren Planfeststellungsverfahren zur ICE-Neubaustrecke "Frankfurt-Mannheim" soll der "Pfungstädter Wald" als Ausgleichsmaßnahme zum Gesamtkonzept "DB-Klimawald" beitragen. Die Finanzierung wird durch Verträge mit der Deutschen Bahn gedeckt, die damit ihrer Planung weit vorlaufend und mit großer eigener Motivation in Naturschutzmaßnahmen investiert.

Im Projektgebiet werden für den Waldumbau 273 ha in zehn Jahren bearbeitet. Im Projektverlauf werden insgesamt über 11.000 Pflanzplätze mit fast 200.000 Einzelpflanzungen angelegt. Die Pflanzplätze werden auf Ausfallstellen im „Waldverbund“ festgelegt. So müssen hierfür keine gesunden Bäume entnommen werden. An verbliebenen Wegrändern entstehen Waldinnenränder.

Die Artenauswahl für die Neubegründung klimastabiler Waldbestände wurde nach historischen Vorbildern und den praktischen Erkenntnissen vor Ort, aus der Pflanzensoziologie des thermophilen LRT 9170 „Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald“ abgeleitet. Die Pflanzliste begründet Mutterbaumbestände, die dem Leitbild entsprechen und über die lange Zeit das Waldbild prägen werden. Dabei soll eine anfängliche Sonderpflege Ausfall und Nachpflanzung minimieren. Auf der gesamten Projektfläche wird außerdem aktiv die Naturverjüngung gefördert, zum Beispiel mit Hähersaat.

Es wird eine 40 ha große Wildruhezone eingerichtet, in der alle bestehenden Wege rückgebaut und aufgepflanzt werden. Auch abseits der Wildruhezone wird die Wegedichte und Dichte der Rückegassen deutlich verringert.

Grundsätzlich hat im Projektgebiet die natürliche Waldentwicklung Vorrang vor forstwirtschaftlichen Interessen. Vorbild soll dabei die erfolgreiche naturnahe Waldbewirtschaftung sein, wie sie seit vielen Jahren beispielsweise in Lübeck praktiziert wird. In den Waldabteilungen wird so liegendes und stehendes Totholz langfristig und nachhaltig vermehrt.


Das Projekt ist exemplarisch für die Bemühungen der Ökoagentur, Projekte auch abseits der landwirtschaftlichen Ertragsflächen zu realisieren, um diese zu schonen. So suchen wir gezielt andere Flächen, nur sehr nachrangig interessant für die Landwirtschaft und werten zum Beispiel regelmäßig überstaute Wiesen extensivierend auf oder regenerieren verbuschte Sonderstandorte nach ihrem Potenzial.


Ausgeunkt?

Wir kämpfen für bedrohte Arten

Auch Artenschutzmaßnahmen können mit höchster Qualität und Effektivität gestaltet werden, ohne immer zusätzlichen Flächenbedarf auszulösen. Bei Einbindung in Lebensraum-bezogene Ausgleichsmaßnahmen drängen sich diese Synergien auf. Aber auch zusätzliche Attraktivierung durch maßgeschneiderte Habitatanlagen oder Requisitierung lässt sich in große Projekte integrieren. So haben wir zum Beispiel Projekte zugunsten verschiedener Arten wie Gelbbauchunke, Kiebitz, Moorfrosch, Laubfrosch oder Haarstrang-Wurzeleule umgesetzt.


Gelbbauchunke im Projekt "Auenschutz Lißberg"

Autoren:  Dr. Michael Stroh und Patrick Steinmetz
Bildnachweise:  Alle Bilder sind selbst erstellt und stammen aus Projekten der Ökoagentur.

Mehr Information hier:  https://www.hlg.org/leistungsspektrum/naturschutz/oekoagentur